Methoden & Werkzeuge
Nutzerbasierte Tests

Mit nutzerbasierten Tests lässt sich die Bedienbarkeit einer Anwendung am Ende oder während einer Entwicklung überprüfen. Dabei testen tatsächliche Nutzer – und nicht Experten, die sich in die Rolle des Nutzers versetzen. Es gibt moderierte und unmoderierte nutzerbasierte Tests.

  • Usability-Testing

    Bei einem Usability-Test führen die Probanden typische Aufgaben mit einer Software oder Website durch. Dabei werden sie durch einen Moderator bzw. Testleiter angeleitet. Durch diese Vorgehensweise lassen sich die positiven und negativen Eigenschaften des Produktes erkennen.

    Für Usability-Tests werden vorab Leitfäden erarbeitet. Der Test wird häufig aufgezeichnet, um die Daten zu einem späteren Zeitpunkt analysieren und auswerten zu können. Der Test findet kann sowohl in Präsenz als auch remote stattfinden. Für Usability Testings gibt es speziell eingerichtete Räumlichkeiten, wie beispielsweise Usability-Labore. Bei Remote-Usability Tests befinden sich der Test-Teilnehmende und die moderierende Person an unterschiedlichen Orten und sind per Videokonferenz miteinander verbunden.

    Um valide Daten zu erhalten, ist eine vertrauensvolle Atmosphäre zwischen Nutzer und Interviewleitenden wichtig. Dies kann u. a. dadurch erreicht werden, indem dem Nutzer vorab deutlich kommuniziert wird, dass die Anwendung im Fokus des Tests steht – und nicht der Testende selbst (es also kein Richtig oder Falsch gibt).

    Folgende Software und Dienste unterstützen dich in den unterschiedlichen Phasen des Testings (z. B. Rekrutierung von Testenden, Aufzeichnung des Bildschirms, Sammlung von Analyse der Erkenntnisse):

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  • Simulation

    In einer Simulation (auch „Wizard of Oz“-Methode genannt) können Funktionen und deren Usability getestet werden, ohne dass die Funktionen tatsächlich schon implementiert wurden. Denn die Benutzer interagieren mit einer Schnittstelle, die von einem Menschen bedient wird, der die Reaktionen des Systems kontrolliert bzw. simuliert. Somit können spätere Funktionen bereits in einem frühen Entwicklungsstadium auf ihre Bedienbarkeit hin untersucht und, falls nötig, noch optimiert werden.

    Der Name basiert auf dem Kinderbuch „Der Zauberer von Oz“ des US-amerikanischen Schriftstellers Lyman Frank Baum, in dem ein Jahrmarktschreier mit Hilfe einer Maschine die mächtige Illusion des Zauberers von Oz erschafft.

    Mehr erfahren: https://www.nngroup.com/articles/wizard-of-oz/

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  • Coffee/Guerilla-Testing

    Dabei handelt es sich um Nutzertests mit überschaubarem Aufwand und geringem ­Budget. Anders als in klassischen Usability-Tests werden die Testnutzer nicht im Vorfeld rekrutiert, sondern auf der Straße, im Café oder anderen belebten Orten angesprochen. Das reduziert den Rekrutierungsaufwand enorm und ermöglicht eine größere Zahl von Tests innerhalb kurzer Zeit. Die Methode eignet sich für Produkte oder Services, die kein Expertenwissen erfordern und eine breite Zielgruppe ansprechen.

    Mehr erfahren: https://t3n.de/magazin/user-experience-ux-testing-im-247978/

     

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  • Thinking Aloud

    Bei der Thinking-Aloud-Methode werden werden die Nutzer gebeten, während einer Interaktion mit einem interaktiven System ihre Gedanken laut auszusprechen. So lassen sich die Gedankengänge, Fragen und Gefühle besser nachvollziehen. Die Daten werden zeitgleich protokolliert und ausgewertet. Thinking Aloud ist keine Methode für sich, sondern eine Technik beim Einsatz von nutzerbasierten Test.

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  • Eye Tracking

    Mit Eye Tracking lässt sich die User Experience einer Website oder Software erforschen. Damit werden relevante Daten über die Verarbeitung von visuellen Informationen gewonnen. Die Methode ist auch als „Blickerfassung“ oder „Blickregistrierung“ bekannt. Durch den sogenannten „Eye Tracker“ werden die Blickverläufe der Anwendenden systematisch aufgezeichnet und mithilfe einer Software analysiert. Dadurch lässt sich diagnostizieren, welche Objekte eines Produktes in welcher Reihenfolge und in welcher Intensität betrachtet wurden.

    Folgende Kategorien werden analysiert:

    • Gaze Plots (Betrachtungsreihenfolge)
    • Heat Maps (Beobachtungsintensität)
    • Area of Interest (Bereichsanalyse)
    Bildschirm eines Laptops mit der Beispielanwendung Heat Map
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  • A/B-Testing

    Mit A/B-Testing lässt sich für sehr vielfältige Anwendungen wie Onlineshops und Applikationen einsetzen. Bei der Untersuchung wird eine einzige Anwendung in zwei verschiedenen Versionen nach Zufallsprinzip dargestellt und mit Nutzern getestet. Meist wird die Originalversion einer Anwendung mit einer leicht veränderten Version verglichen. Ziel dabei ist es, die Nutzeraktion zu steigern. Die Ergebnisse dieser Methode zeigen, ob die Variante A oder B die effizientere Leistung erzielt.

    Ein A/B-Testing-Tool ist beispielsweise Google Optimize, das eine Verknüpfung mit anderen Produkten von Google wie Google Analytics anbietet.

    Google Optimize für A/B-Testing
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  • Valenzmethode

    Die Valenzmethode liefert Informationen, mit denen die Gestaltung eines Produktes hinsichtlich der User Experience optimiert werden kann. Die Methode lässt sich in zwei Phasen unterteilen: Im ersten Teil, der Explorationsphase, nutzen Teilnehmerinnen und Teilnehmer das zu evaluierende Produkt zunächst frei. Gleichzeitig sind sie aufgefordert auf ihre durch die Interaktion ausgelösten Gefühle zu achten und diese durch das Betätigen einer grünen Plustaste, für positive Gefühle bzw. roten Minustaste, für negative Gefühle, zu protokollieren. Im zweiten Teil, der retrospektiven Phase, werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dazu befragt, wobei herausgearbeitet wird, welche Gestaltungsaspekte für die positiven oder negativen Gefühle verantwortlich sind und wo Optimierungsmöglichkeiten liegen.

    Mehr erfahren: https://www.kompetenzzentrum-usability.digital/kos/WNetz?art=News.show&…

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  • Card Sorting

    Card Sorting wird vorwiegend in der Analyse- oder Konzeptionsphase eingesetzt. Aber auch später im Testing, z. B., wenn Probleme mit der bestehenden Informationsarchitektur vermutet werden, kann Card Sorting hilfreich sein. Es gibt zwei Methoden des Card Sortings: offen und geschlossen.

    • Beim offenen Card-Sorting werden die Benutzer gebeten, die Karten in Gruppen zu sortieren, die ihrer Meinung nach unterschiedliche Informationsbereiche repräsentieren. So entstehen neue Gruppierungsideen. Es kommt in der Regel in einem frühen Stadium der Produktentwicklung zum Einsatz.
    • Beim geschlossenen Card-Sorting werden die Gruppennamen vordefiniert, normalerweise durch eine vorherige Runde offenen Card Sortings. Die Benutzer werden aufgefordert, die Karten in diese Gruppen einzuordnen.

    Card Sorting eignet sich auch für nutzerbasierte Tests, z.B. um die Verständlichkeit von Begriffen zu prüfen oder um die Usability einer Navigationsstruktur zu untersuchen.

    Mehr erfahren: https://www.usability.gov/how-to-and-tools/methods/card-sorting.html

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  • Tree Testing

    Beim Tree Testing (auch Reverse Card Sorting genannt) erhalten die Probanden kleine Suchaufgaben und sollen diese in einer bereits vorhandenen Struktur lösen. Tree Testing ist im Kern ein Mini-Usability-Test, der sich nur auf die Informationsarchitektur bezieht. Genau wie im Usability-Test bekommen die Probanden Aufgaben; dabei navigieren sich die Nutzer über die Menüstruktur, um bestimmte Inhalte zu finden.

    Ein Online-Tool, mit dem sich die Informationsarchitektur einer Anwendung überprüfen lässt, ist Treejack.

     

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  • Tagebuchstudie

    In einer Tagebuchstudie führen die Probanden Tagebuch über die Nutzung des Produktes in der vorgesehenen Umgebung. Dabei dokumentieren sie ihre gemachten Erfahrungen und Eindrücke mit dem Produkt genauestens. Verschiedene Aufgaben und Fragen können vorgegeben sein. Dadurch können Verhaltensweisen und Nutzungsgewohnheiten sowie Nutzungsprobleme über einen längeren Zeitraum aufgedeckt und durch einen Testleiter detailliert ausgewertet werden.

    Mehr erfahren: https://user-experience-methods.com/01_understand/diary-study.html

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